Einige Zeit ist es nun schon her, dass ich „Das Glasperlenspiel“ von Hermann Hesse las, und die Lektüre machte Lust auf mehr Hesse.
„Siddhartha“ ist das erste Buch, welches ich gleich zweimal hintereinander las. Ich musste es einfach noch mal lesen. Überwältigende Literatur. Hermann Hesse schildert uns das Leben des Brahmanensohnes Siddhartha, welcher auszog, um den Urquell seines eigenen Ich zu finden. Und so gibt er uns eine Einführung in den Buddhismus, lässt uns teilhaben an dem Zauber der Versenkung in sich selbst. Ich will nicht schreiben vom gottgefälligen Leben, noch von einer Religion. Ist es doch mehr eine Weltanschauung, eine Sicht auf die Dinge, ein Einssein mit der Welt. Siddhartha sucht und findet doch nichts. 
„Ein Reiher flog über den Bambuswald – und Siddhartha nahm den Reiher in seine Seele auf, flog über Wald und Gebirg, war Reiher, fraß Fische, hungerte Reiherhunger, sprach Reihergekrächz, starb Reihertod. … Er tötete seine Sinne, er tötete seine Erinnerung, er schlüpfte aus seinem Ich in tausend fremde Gestaltungen, war Tier, war Aas, war Stein, war Holz, war Wasser, und fand sich jedesmal erwachend wieder, Sonne schien oder Mond, war wieder Ich, schwang im Kreislauf, fühlte Durst, überwand den Durst, fühlte neuen Durst.“
Er lebt bei den Samanas, indischen Asketen, er hört Gotamas Lehren, die Lehren des Vollendeten, schließlich wendet er sich dem normalen Leben zu, wird Kaufmann, handelt, trinkt, spielt und pflegt auch andere Genüsse nicht zu verachten. Doch auch jetzt sucht er noch ohne etwas zu finden. Er kehrt zu dem Fährmann Vasudeva zurück, welcher ihn schon einmal über den Fluss gesetzt hat. Lernt vom Fluss, vom Fährmann, sucht nicht mehr – und so findet er. Erkennt das Leben, das Göttliche, er erkennt sich, die Welt, die ihn umgibt. Siddhartha hört das „OM“, er erkennt Buddha in Vasudeva, welcher in die Einheit geht:
„Mit tiefer Freude, mit tiefem Ernst blickte er ihm nach, sah seine Schritte voll Frieden, sah sein Haupt voll Glanz, sah seine Gestalt voll Licht.“
Und einige Zeit darauf war auch er, der Brahmanensohn Siddhartha, der Vollendete.
Doch Hermann Hesse schrieb kein Lehrbuch über den Buddhismus, er erzählt uns die Geschichte Siddharthas und vermittelt uns so einen Teil der Lehre Buddhas.
Der Verlag Suhrkamp schreibt dazu:
Siddhartha, 1953 im Suhrkamp Verlag erstmals erschienen und für Generationen zu einem Kultbuch geworden, ist die Legende von der Selbstbefreiung eines jungen Menschen aus den familiären und gesellschaftlichen Konventionen zu einem eigenständigen Leben, ein Buch über die Erkenntnis, daß Bewußtsein nicht überlieferbar ist durch Lehren, sondern nur durch eigene Erfahrung erworben werden kann. In diesem Text sucht Hesse zu ergründen, »was allen Konfessionen und allen menschlichen Formen der Frömmigkeit gemeinsam ist, was über allen nationalen Verschiedenheiten steht, was von jeder Rasse und von jedem Einzelnen geglaubt werden kann«.